Biographie Christian Müller v. Amor
Auf den Spuren unseres legendären Gründungsburschen und späteren Ehrenpräsiden
Christian Müller v. Amor
geboren am 25. Juni 1872, gestorben am 06. April 1962
Seit Jahrzehnten fasziniert mich das Leben und die Geschichte unseres BB Christian Müller v. Amor, von dem ich schon als junger Markomanne in den Jahren um 1961 bis 1964 erstmals berichten hörte. Er sei vor dem Ersten Weltkrieg „Direktor der Anatolischen Eisenbahnen“ in der damaligen Groß-Türkei gewesen. Lange sah ich keine Möglichkeit, mehr darüber zu erfahren, bis in der heutigen Zeit das Internet neue Möglichkeiten bietet.
Zuerst einmal gelang es mir im Stadtarchiv Heidelberg die Todesanzeige und zwei Zeitungsartikel über seinen ungewöhnlichen Lebensweg zu finden. Nach hartnäckiger Suche konnte ich auch die Schwiegertochter von BB Amor unter der letzten Wohnadresse in Heidelberg-Pfaffengrund ausfindig machen. Frau Wilma Müller (im 94. Lebensjahr) erzählte mir bei einem kürzlich erfolgten Besuch in völliger geistiger Frische aus dem Leben ihres Schwiegervaters.
Dieser hatte nach dem abgelegten Baumeisterexamen (Maschinenbauer) an der Großherzoglichen Baugewerkeschule Karlsruhe eine Stelle bei der Deutschen Reichsbahn angetreten. Bereits um 1900 meldete er sich freiwillig, um beim Bau und Betrieb der Hedschasbahn von Damaskus bis nach Mekka mitzuarbeiten. Unter der Leitung des Deutschen Diplomingenieurs Heinrich August Meißner Pascha wurde nach mehrjährigen Planungen im Jahr 1900 mit dem Bau begonnen und bereits 1908 war der größte Teil der Strecke bis Medina fertiggestellt.
Der Weiterbau bis nach Mekka unterblieb wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Laut einem Artikel der Rhein-Neckar-Zeitung anlässlich seines 80. Geburtstages 1952 und
einem weiteren Bericht beim 85. Geburtstag 1957 war BB Amor nach dem Bau der Eisenbahnstrecke als Leiter des Betriebs- und Maschinendienstes in Jerusalem tätig.
Ein schönes gerahmtes Foto, das ich von der Schwiegertochter Wilma Müller bekommen habe, zeigt ihn inmitten seiner Mitarbeiter, vermutlich in Jerusalem oder in Haifa in den Jahren vor
1918.
In Haifa hatte sich BB Amor auch zweimal verehelicht. Aus der ersten Ehe ging ein Sohn hervor, der im 2. Weltkrieg auf der Seite des Deutschen Reiches gefallen ist. Nach der Trennung von der ersten Ehefrau heiratete er während des 1. Weltkrieges in zweiter Ehe seine Frau Paula, ebenfalls eine Deutsche. Im Jahr 1917 wurde den beiden wiederum ein Sohn (Christian, wie sein Vater) geboren.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges musste das Ehepaar und ihr Sohn aus politischen Gründen zurück nach Deutschland. BB Amor war dann im Reichsbahnausbesserungswerk Schwetzingen als Oberingenieur tätig, bis er um 1932 in den Ruhestand gehen durfte. Aus gesundheitlichen Gründen war Frau Paula mit Sohn Christian bereits 1927 wieder in das eigene Haus nach Haifa zurückgekehrt, sie hatte das Klima in Deutschland nicht gut vertragen. BB Amor folgte ihr im Ruhestand 1932. Aber nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges musste das Ehepaar erneut zurück nach Deutschland.
Während seiner Auslandstätigkeit muss BB Amor öfter in Deutschland geweilt haben, wohl auch aus dienstlichen Gründen. Es gibt eine Reihe von Einträgen in den Bierbüchern der damaligen Jahre. So wurde er, der 1895 und 1896 bereits zweimal Aktivensenior war, am 27. Stiftungsfest im Jahr 1920 zum ersten und bis heute einzigen Ehrenpräsiden der Freien Landsmannschaft Markomannia ernannt.
In den 1950er Jahren erbaute er im Pfaffengrund in Heidelberg ein Reihenhaus, in dem er mit seiner Frau die letzten Ruhestandsjahre verlebte. Heute wohnt dort noch die verwitwete Schwiegertochter Wilma Müller. Diese berichtete mir, dass ihr Schwiegervater immer recht eitel war und fast täglich Krawatte trug.
Anlässlich seines 80. und auch erneut beim 85. Geburtstag waren Abordnungen der Markomannia zu Besuch, beide Male erschienen auch in der Rhein-Neckar-Zeitung Würdigungen seines Lebens.
Nach seinem Tod am 6. April 1962 wurde er unter Teilnahme einer großen Abordnung der Markomannen auf dem Bergfriedhof in Heidelberg beigesetzt. Seine Ehefrau verstarb nur vier Wochen nach ihm.
Siegfried Daubenschmidt v. Baby im August 2011
Die Biografie als pdf zum herunterladen:
und noch einige Bilder